Quelle des Wohlbefindens


Klostergärten sind seit jeher Nutzgärten, Heilpflanzengärten und in besonderer Weise auch Orte der spirituellen Einkehr. Der Klostergarten Maria Luggau lädt daher ein zu sehen und zu schauen, inne zu halten und zu staunen.

Klostermedizin - eine kurze Historie


Folgende Meilensteine geben quasi im Zeitraffer einen kurzen Überblick über Persönlichkeiten und zentrale Werke, die Medizin-historisch der Epoche der Klostermedizin zugeordnet werden:

  • Benedikt von Nursia (480-547). Der Mönch, auf den die spätere Gründung des Benediktiner-Ordens zurück geht, nahm die Pflege der Kranken als eine wesentliche Aufgabe in die Ordensregel auf. Ihm ist es auch zu verdanken, dass eine Reihe historischer Schriften antiker Ärzte in der wirren Zeit des Zusammenbruchs des römischen Reichs für die Nachwelt gerettet werden konnten.

  • Lorscher Arzneibuch (um 795). Es gilt als eines der ältesten medizinischen Werke des abendländischen Mittelalters. Es ist bis heute erhalten geblieben und wird in der Handschriftensammlung der Staatsbibliothek Bamberg aufbewahrt. 2013 wurde es von der UNESCO in das Register der Weltdokumentenerbe aufgenommen. Die Staatsbibliothek Bamberg stellt eine Onlineversion des Arzneibuches zur Verfügung. Link

  • Das Capitulare de villis Karls des Großen (um 812). In seiner Landgüter-Verordnung gibt Karl der Große Anweisungen für Landwirtschaft und Viehzucht. Auch über den Anbau von Pflanzen für Nahrungs- und Heilzwecke sind Vorgaben zu finden. Die Umsetzung dieser Verordnung lag vor allem bei den Klöstern, sie gibt daher einen guten Einblick, was in den Klostergärten damals angebaut wurde.

  • St. Gallener Klosterplan (830). Der Klosterplan von St. Gallen gilt als Musterbeispiel für ein idealtypisch aufgebautes Klosterareal und umfasst die Gesamtheit der Gebäude und Einrichtungen. Die Gartenanlagen sind also nur ein Teil des Klosterplanes. Für uns interessant ist die Darstellung des Gemüsegartens, des Obstgartens (=Friedhof) und des Kräutergartens, direkt neben dem Krankenhaus und der Apotheke. Aufschluß darüber, welche Pflanzen im Kräutergarten angebaut wurden, gibt folgendes Werk:

  • Der Hortulus des Walahfrid Strabo (808-849). Der Hortulus des Benediktinermönches entstand im Kloster Reichenau ungefähr zur gleichen Zeit wie der Klosterplan von St. Gallen, der ebenfalls in Reichenau entstand. Es ist ein in Hexametern verfasstes lateinisches Gedicht, in dem über Gartenbau und die einzelnen Pflanzen und deren Wirkung berichtet wird.

    "Liebstöckl, kräftiges Kraut, dich zu nennen im duftenden Dickicht,
    Heißt mich die Liebe, mit der ich im Gärtchen alles umfasse.
    Zwar durch Saft und Geruch, so glaubt man, soll diese Pflanze,
    Schaden den Zwillingssternen der Augen und Blindheit bewirken.
    Aber die kleinen Samen pflegen doch manchmal als Beisatz
    Andrer Artznei durch fremdes Verdinets sich Lob zu erwerben."


  • Der Macer floridus (Ende 11. Jhdt.). Dieses medizinisch-pharmazeutische Werk , verfasst von einem Benediktiner Mönch) gilt als das meist verbreitete Kräuterbuch des Mittelalters und ist als einer der Höhepunkte der Klostermedizin zu bezeichnen.

  • Hildegard von Bingen (1098-1197). Die Äbtissin und Nonne ist zwar heutzutage vielleicht eine der bekanntesten Persönlichkeiten, die man mit der Klostermedizin in Verbindung bringen mag. Rein historisch gesehen geht aber mit ihr die Epoche der Klostermedizin eigentlich schon zu Ende.
    Auch ist ihr Wissen und ihre Lehre als völlig eigenständig einzustufen. Zwar waren auch ihr damals zweifelsohne die antiken Quellen bekannt. Doch sie versteht es in besonderem Maße das volksheilkundliche Wissen und das antike medizinische Wissen zusammenzuführen.
    In vielen Bereichen können ihre Beschreibungen über Wirkweisen und Heil-Anweisungen jedoch als einzigartig bezeichnet werden. Ob von Gott empfangene Visionen tatsächlich der Quell ihres breit gefächerten Wissens sind wird wohl kaum ein lebendiger Mensch je ergründen können. Doch wurde schon ihren Lebzeiten wurden diese Visionen von päpstlicher Seite anerkannt. im Jahr 2012 wurde sie heilig gesprochen.


Literatur:
Mayer, J., Goehl, K. (2001): Höhepunkte der Klostermedizin. Der "Macer floridus" und das Herbarium des Vitus Auslasser. Reprint Verlag Leipzig
Mayer, J., Ueblecke, B., Saum, K. (2013): Das große Buch der Klosterheilkunde. Zabert Sandmann Verlag
Rippe, O. ; André R.: Klostermedizin. DVD von Natura Naturans
Strank, K.J.; Meurers-Balke, J, (2008): Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen. Philip vom Zabern Verlag


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Kontakt / Adresse

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Klostergarten Maria Luggau
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Fax: +43 4716 242 -20
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MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LAND UND EUROPÄISCHER UNION

Die Umsetzung des Projektes „Quelle des Wohlbefindens“ wurde im Rahmen des Österreichischen Programms für die Entwicklung des ländlichen Raums im Schwerpunkt 4 – LEADER gefördert.
Der Förderbetrag in Höhe von € 50.000,- setzt sich aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Kärnten zusammen.